Schlagwörter
Cambridgeshire, England, Geparden, Hamerton Zoo Park, Reise, Zoo
Nach Kunst und Technik stand an diesem Tag noch ein kleiner Zoo nördlich von Cambridge auf unserem Urlaubsprogramm, bevor wir weiter nach Norden fahren wollten. Wieder lag nur eine kurze Strecke zwischen der Mühle und dem kleinen Zoo. Und so stand unser Auto nach kurzer Zeit auf einem Parkplatz am Rand des Dorfes Hamerton umgeben von Feldern.
Hamerton Zoo Park wurde 1990 gegründet. Die Basis der Tiersammlung bildete eine ursprünglich rein private Sammlung von exotischen Vögeln und Krallen-äffchen. Mittlerweile ist aus den kleinen Anfängen ein richtiger Zoo geworden, der auf rund 6 ha rund 500 Tiere aus 100 verschiedenen Arten zeigt. Viele Tiere sind im Laufe der Zeit dazu gekommen. Der Tierpark finanziert sich nur aus den Eintrittsgeldern, Tierpatenschaften und Spenden, er erhält keine öffentlichen Zuschüsse.
Unser erster Eindruck war dann auch, dass hier vieles in Heimwerkerart selbst gebaut worden ist. Viele Gehege machten einen recht einfach gestalteten Eindruck. Einfache Holzlatten und Maschendraht wurden genutzt um recht schmucklose Gehege für die Lemuren und Krallenaffen zu bauen. Innen wird den Tieren allerdings viel Abwechslung mit Pflanzen und Klettergerüsten geboten. Die Büsche und Bäume sind teilweise so dicht gewachsen, dass man die kleinen Bewohner kaum entdecken konnte. Leider hält eine zusätzliche Absperrung die Zoobesucher von einigen Anlagen in einer recht großen Distanz zum Maschendrahtzaun, so war es oft unmöglich zaunfreie Fotos zu machen, weshalb unsere Fotoausbeute im Verhältnis zu manch anderem Zoobesuch relativ gering war.
Unser Rundgang begann gleich mit einem kleinen Highlight. Zwar schliefen die Binturongs in ihrem recht dunklen Innengehege, doch gegenüber gab es eine sehr nette Familie von Kattas, die gleich zwei niedliche Juntiere hatten. Es machte viel Spaß dem Gewusel in der Anlage zuzuschauen, das man leider nur ganz schlecht fotografieren konnte. Neben den Kattas konnten wir noch schlafende Rote und Schwarzweiße Varis beobachten. Außerdem werden in Hamerton Halsbandmakis gehalten, die sich aber leider nicht sehen ließen. Auch bei den Schwarzen Brüllaffen hatten wir nur wenig Glück, sie hatten sich in eine Ecke ihres Geheges zurückgezogen, in die man nur schlecht hinein sehen konnte.
Das Gehege der Kattas steht am Rand der Anlage, die sich Rotnackenwallabys eines davon war ein Albino mit einem ebenfalls weißen Jungtier kleine Parmawallabys und Jungfernkraniche teilten. Der Besucherweg führt um diese großzügige Anlage herum. Auf der anderen Seite des Weges befinden sich die Gehege der Krallenaffen. Die Haltung der kleinen Affen stellt immer noch einen Schwerpunkt im Hamerton Zoo dar. Springtamarine, Lisztaffen, Zwergseiden-äffchen, die kleinsten Primaten der Welt, Weißkopf-Büschelaffe und Silber-äffchen kletterten munter durch ihre Anlagen. Die kleinen Krallenaffen bekommen in Hamerton regelmäßig Nachwuchs. Ihr Fortpflanzungssystem ist einzigartig unter den Säugetieren. Sie bringen meist Zwillinge zur Welt, die aus getrennt befruchteten Eiern stammen. Die Plazentamembranen der Embryonen wachsen jedoch zusammen, wobei es zu einem Zellaustausch kommt. Nur die schwarzen Kobolden ähnelnden Springtamarine stellen eine Ausnahme dar, sie bringen meist nur ein Jungtier zur Welt. Die Jungtiere sind bei der Geburt sehr groß, so muss eine Mutter mit Zwillingen noch einmal 25 Prozent ihres Körpergewichtes auf dem Rücken tragen. Doch sie wird von den anderen Familienmitgliedern unterstützt, auch die Männchen und die untergeordneten Weibchen beteiligen sich an der Aufzucht der Jungtiere. Auch hier stellen die Springtamarine eine Ausnahme dar, denn bei ihnen helfen die Väter erst, wenn ihr Nachwuchs drei Wochen alt ist.
Hinter den Krallenäffchen kamen wir zu Volieren mit wunderschönen Eulen, von denen ich einige zum ersten Mal in einem Zoo gesehen habe. Malaienkäuze ein Paar erwachsene Vögel und ein Jungtier in einer getrennten Voliere schauten uns nachdenklich an. Nebenan schliefen Afrika-Waldkäuze. Besonders gut gefallen haben mir die Schreieulen, mit ihren hochstehenden Federohren. Sie kommen ausschließlich in Nord-, Zentral- und Südamerika vor.
Neuseeland-Kuckuckskäuze, die kleinste und häufigste Eulenart der australischen Region, hatten wir auch noch nie vorher zu Gesicht bekommen. Genauso wenig wie die Büscheleulen, die in den offenen Akazien-Savannen Afrikas leben. Vertrauter waren uns da schon die Bartkäuze, die uns aus ihrer großen Voliere heraus interessiert betrachteten. Und selbstverständlich gibt es im Hamerton Zoo auch Schneeeulen.
Besonders viel Freude haben uns neben den Eulen noch ein Lachender Hans, der sich geduldig fotografieren ließ und ein Paar Kappengeier gemacht, die damit beschäftigt waren ihr Gefieder zu pflegen. Scheinbar jede Feder wurde durch den Schnabel gezogen und ordentlich an die richtige Stelle zurechtgezupft. Ab und zu unterbrachen sie die Gefiederpflege und schauten zu uns herüber. Es war ziemlich leer in dem kleinen Tierpark und so hatten wir die meisten Tiere für uns alleine.
Der Park ist seit er entstanden ist ständig vergrößert worden und auch in Zukunft plant man neue Tieranlagen. So war man bei unserem Besuch dabei, neue Gehege für Ameisenbären, Otter, Pinselohrschweine und Capybaras zu bauen. Die Marabus, Störche und Kraniche ließen sich von den Aktivitäten in der Nähe ihrer Anlagen nicht stören.
Auch die Mangusten und die Erdmännchen ließen sich nicht wirklich aus der Ruhe bringen. Bei den Mangusten war Siesta angesagt, während bei den Erdmännchen natürlich ein Wachtposten abgestellt war, der den Rest der Gruppe, der sich in der Sonne aalte, im Notfall warnen konnte. Der Wachposten interessierte sich allerdings nicht für menschliche Betrachter, sondern suchte mehr am Himmel nach einer möglichen Gefahr von oben.
Die kleinen Raubkatzen des Zoos, Oncillas und Jaguarundis, zeigten sich wenig besucherfreundlich. Ein Jaguarundi schaute einmal ganz kurz vorbei, verzog sich dann aber wieder fix im grünen Dickicht seiner Anlage. Die Oncillas ließen sich gar nicht erst sehen. Da waren wir recht froh, dass die Weißhandgibbonfamilie des Parks, Lust hatte, uns ein wenig Unterhaltung zu bieten und eine kleine Gesangsvorstellung bot.
Wir machten eine Kaffeepause im netten Zoorestaurant des Tierparks und spazierten dann zum zweiten Teil des Zoos, der durch sehr große, flache mit Gras bewachsene Anlagen bestimmt wird. Hier leben große Raubkatzen, Mähnenwölfe und Schabrackenschakale. Leider hatten wir hier auch bei einigen Tieren wenig Glück, weder die Mähnenwölfe noch die Schakale ließen sich sehen. Besonders stolz ist man in Hamerton auf die Geparden. Man beteiligt sich an den Bemühungen der europäischen Zoos Geparden zu züchten. Das ist gar nicht so einfach, da Gepardenweibchen sich nur mit Männchen paaren, die sie nicht kennen. In der freien Wildbahn leben männliche Geparden in Gruppen von zwei oder drei Tieren zusammen meist sind es Wurfgeschwister die Weibchen leben alleine und suchen nur zur Paarungszeit die Nähe eines Männchens. Nach der Paarung trennen sie sich sofort wieder. Deshalb hat man in Hamerton fünf Geparden Gehege errichtet und plant noch zwei weitere zu errichten. Teilweise liegen die Gehege weit auseinander, sodass die Raubkatzen sich nicht sehen können.
Sieben Geparden wurden aus Zoos aus den Niederlanden, Belgien und der Tschechischen Republik geholt, mit denen nun hier gezüchtet werden soll. Es hat es auch schon Nachwuchs gegeben. Akea, eines der Tiere, die in Hamerton geboren wurden, hat im Oktober 2008 Schlagzeilen gemacht. Zu diesem Zeitpunkt lebten elf Geparden in Hamerton, darunter fünf, die hier geboren und mit der Hand aufgezogen wurden. Zu diesen gehörte Akea. Irgendwie ist es dem damals drei Jahre alten Geparden gelungen aus seiner Anlage zu entkommen und den Zoo zu verlassen. Er wanderte durch die den Zoo umgebenden Felder und gelangte schließlich in den Garten der Rookery Farm, wo ein neun Jahre alter Junge zusammen seinem Hund mit seinem Fahrrad spielte. Als der Junge die Raubkatze näher kommen sah, flüchtete er sich mit seinem Hund ins Haus und alarmierte seine Mutter. Durch das Fenster schauten sie zu, wie Akea den Sattel des Fahrrads zerlegte. Den herbeigerufenen Tierpflegern gelang es schließlich den Geparden in einen Schuppen der Farm zu locken und einzufangen. So ist am Ende Akeas Ausflug noch recht glimpflich abgelaufen. Die Tierpfleger betonten, dass keine wirkliche Gefahr bestanden hätte, da Akea an Menschen gewöhnt und so sanft wie ein Hund sei.
Es konnte nicht festgestellt werden, wie Akea aus seinem Gehege entkommen konnte, das von einem fast drei Meter hohen Zaun umgeben und zusätzlich mit einem Elektrozaun gesichert war. Der Besitzer des Zoos vermutete, dass der Elektrozaun durch einen Defekt nicht funktionierte. Doch trotzdem ist es ungewöhnlich, dass der Gepard überhaupt versucht hatte, über den Zaun zu entkommen, da die Tiere von klein an lernen, dass die Berührung mit der elektrischen Absicherung unangenehm ist, und so den Zaun meiden. Nach Akeas Ausbruch wurden die Gehegezäune so modifiziert, dass eine Wiederholung des Vorfalls unmöglich sein soll.
Drei Geparden Männchen unternahmen bei unserem Besuch einen Inspektions-rundgang durch ihre Anlage. Auf dem Rasenstreifen der zwischen der Zuschauer-absperrung und dem Gehegezaun graste ein Poitou-Esel völlig unbeeindruckt von den Raubkatzen auf der anderen Seite des Zaunes, die sich schon ein bisschen für das Zotteltier zu interessieren schienen, was sie allerdings nicht davon abhielt ihre Anlage genau zu überwachen.
Nebenan gab zu unserer Freude Steppen- oder Korsakfüchse zu bewundern. Diese Tiere hatten wir noch nie gesehen. Ihr natürlicher Lebensraum liegt in Zentral- und Ostasien, von der unteren Wolga bis in die Mandschurei und nach Tibet. Sie bewohnen hauptsächlich Steppengebiete und Halbwüsten. Früher wurden sie wegen ihres besonders warmen und schönen Pelzes stark gejagt. Auf einer Messe der sibirischen Stadt Irbit wurden Ende des 19. Jh. im Jahr etwa 10.000 Korsakfuchsfelle gehandelt. Da Steppenfüchse Kulturlandschaften meiden, stellt die zunehmende Umwandlung vieler Steppengebiete in Ackerland eine ernste Bedrohung für ihn dar, so ist er in großen Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes verschwunden.
Obwohl Steppenfüchse in der Freiheit vor allem nachtaktiv sein sollen, kann man sie in Gefangenschaft auch am Tag recht aktiv beobachten. Und in dieser Hinsicht bildeten die Korsakfüchse in Hamerton keine Ausnahme. Der Zoo ist der einzige Zoo Englands, der die hübschen Tiere hält. Sie stammen ursprünglich aus den Zoos von Halle und Zürich und haben im Osten Englands schon ein paar Mal Nachwuchs bekommen. Auch bei unserem Besuch konnten wir quirlige Jungtiere beobachten, die mit ihren Eltern spielten. Ein richtiges kleines Rudel tobte durch die schöne Anlage, die mit hohem Gras bewachsen war und in der Baumstämme lagen, unter denen sich die Tiere verstecken konnten und über die die Jungtiere kletterten. Auch in der Wildnis sind Steppenfüchse sozialer als andere Fuchsarten. Sie bilden Baugemeinschaften und im Winter kleine Jagdrudel.
Leider hatten die Servale, Mähnenwölfe und Schabrackenschakale im Gegensatz zu den Füchsen keine Lust sich fotografieren zu lassen. Sie ließen sich nicht sehen. Wir konnten uns nur ihre recht großen Anlagen anschauen. Gott sei Dank hatten die beiden Königstiger des Zoos ein Einsehen. Zumindest einer von ihnen. Blizzard, einer von 40 weißen Tiger, die im Zuchtbuch erfasst sind, der am 15. April 2000 im CERZA in der Normandie geboren wurde, hatte Lust am Gitter nachzuschauen, wer denn da gekommen war. Er hat seinen Namen von den Schülern einer Grundschule in der Nähe erhalten. Er lebt, seit er ein Jahr alt ist, als permanente Leihgabe in England, um hier mit Lady-Belle zu züchten. Die normal gefärbte Tigerin wurde am 1. Juli 1999 in einem deutschen Safaripark geboren und schon als Jungtier an einen belgischen Zirkus verkauft. Mit einem Dutzend anderer Tiger trat sie in den Vorstellungen des Zirkus auf. Seit September 2001 haben das Leben in engen Käfigen und die Reisen mit einem LKW für sie ein Ende, da es dem Zoobesitzer gelungen war, die notwendigen Mittel aufzubringen, um sie nach England zu holen. Bei unserem Besuch schlief sie für meine Kamera zu nah – am Gitter.
Die Anlage der Tiger besteht aus zwei Teilen, einem großen Außengehege, dass allerdings sehr einfach gestaltet ist und ein paar Möbel erhalten sollte, und einem Innengehege in einer ehemaligen Scheune, die durch Gitter gesichert ist hier gibt es viel Platz für die Tiger. Durch einen Tunnel hinter der Anlage der Mähnenwölfe konnte man auch noch zu den Haustieranlagen des Tierparks gelangen, die bei unserem Besuch jedoch versperrt war, da ein Esel zur Welt gekommen war und Mutter und Kind nicht gestört werden sollten. So konnten wir die Esel, Alpakas und Schafe nur aus einer großen Entfernung anschauen. Es gibt dort auch Gehege mit Rentieren und Kamelen.
Wir blieben bevor wir den Zoo verließen noch einige Zeit an der Anlage der Steppenfüchse stehen und schauten den Jungtieren beim Spielen zu. Oben auf einem kleinen Holzhaus, lag eines der erwachsenen Tiere, genoss genau wie wir das schöne Wetter, beobachtete aber dabei genau das Treiben des Nachwuchses, um im Notfall für Ordnung zu sorgen.
Wir mussten noch ein Stück fahren, bis wir in Greetham auf dem Rutland Caravan and Campingplatz ankamen. Trotz des abwechslungsreichen Urlaubstages hatten wir noch Lust auf einen Abendspaziergang und so brachen wir, nachdem wir unser Wohnmobil auf seinem Stellplatz abgestellt hatten und es uns ein bisschen gemütlich gemacht hatten, wieder über einen Fußweg durch die Felder, vorbei an einem Bauernhof zum nahegelegenen Ort auf. Der hohe spitze Kirchturm von Greetham wies uns den Weg. Beim Bummeln durch das kleine Dorf entdeckten einen Friedhof, dessen verwitterte Grabstein so schräg standen, dass man fürchten musste, dass sie bald umfielen, drei Pubs, deren kulinarisches Angebot uns aber nicht überzeugen konnte und zu unserer großen Überraschung in einem Vorgarten zwei Raubvögel eines Falkners, die so aussahen, als ob sie darauf warten würden, wann denn endlich die Flugvorführung starten sollte. Auf dem Bowling Green lagen die Kugeln verlassen da und warfen in der tief stehenden Sonne lange Schatten. Es wurde langsam Zeit zurück zum Auto zu gehen und das Abendessen zu kochen.
Die Informationen habe ich hier gefunden:
http://www.hamertonzoopark.com/
http://www.peterboroughtoday.co.uk/news/environment/escaped_cheetah_akea_s_just_a_big_pussycat_1_118867
http://www.dailymail.co.uk/news/article-1081518/Hey-Mum-theres-cheetah-garden-Escaped-big-cat-savages-year-olds-bike.html
http://www.zoos-uk.com/Attractions/HamertonZooPark.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Gepard
http://tierdoku.com/index.php?title=Steppenfuchs
http://www.iucnredlist.org/apps/redlist/details/23051/0
http://de.wikipedia.org/wiki/Steppenfuchs
http://news.bbc.co.uk/local/cambridgeshire/hi/people_and_places/nature/newsid_9304000/9304502.stm
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