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Der letzte Urlaubsmorgen versetzt mich immer in eine ziemlich melancholische Stimmung. Ich will nie, dass ein Urlaub endet, und könnte immer weiter mit unserem Wohnmobil durch Europa zigeunern, deshalb würde ich am liebsten noch unzählige Ziele auf dem Weg nach Hause besuchen, um das Ende möglichst lange herauszuzögern. Mein Mann hingegen will normalerweise schnell zu Hause ankommen. Ein Konflikt, der sich für uns an jedem letzten Urlaubstag stellt, und dem wir jedes Mal mit einem Kompromiss lösen. Ich suche mir noch ein Ziel auf dem Heimweg aus, mein Mann drängt dort nicht zur Eile und danach fahren wir dann zielstrebig und ohne Umwege nach Hause.

Foto: CJ DUB, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:FranceEnglandCard2_679.jpg

Dieses letzte Ziel konnte ich dieses Mal erst am Morgen unseres letzten Urlaubstages wählen, weil wir ja gar nicht auf dem vorher geplanten Campingplatz die Nacht verbracht hatten. Aber das war keine allzu große Herausforderung für mich. Es gibt eigentlich fast überall eine Burg, ein Museum, einen Zoo oder eine andere Sehenswürdigkeit, an der wir bisher vorbeifahren mussten oder die ich mir noch einmal anschauen möchte. So steuerten wir Coucy-le-Chateau an. Der kleine von einer Burgruine gekrönte Ort, war im Jahr davor unser erstes Urlaubsziel gewesen, eine Besichtigung war damals allerdings an ekligem Regenwetter gescheitert.

Coucy-le-Château

So kannten wir die eindrucksvolle Kulisse schon, auf die wir an diesem Morgen zurollten. Das Wetter war am Morgen noch sehr schön gewesen, doch leider zog sich der Himmel im Laufe des Tages immer mehr zu, als ob auch der Wettergott mir einen Fingerzeig geben wollte, dass es nun langsam Zeit wurde nach Hause zu fahren. Wir begannen unsere Besichtungstour in dem kleinen Ort, der von einer Befestigungsmauer fast vollständig umschlossen ist, mit einem kurzen Spaziergang hinüber zu einem der Stadttore, das gerade restauriert wurde. Dann ging es zurück zum Eingang der eigentlichen Burganlage, wir bezahlten den Eintritt und bekamen ein Faltblatt, das uns die wechselvolle Geschichte der Burg und der Burgherren erzählte. Im Mittelalter war die Burg Stammsitz der mächtigen Barone de Coucy. Ihr Erbauer war Enguerrand III, dessen selbstbewusster Leitspruch: „Roi ne suis, ne Prince, ne Duc, ne Comte aussi – je suis le Sire de Coucy!“ Ich bin nicht König, nicht Herzog, auch nicht Graf – ich bin der Herr de Coucy!“ davon kündet, dass er nicht gewillt war, sich einem anderen Herren zu unterwerfen.

Coucy-le-Château

Ende des 11. Jh. hatte sein Ururgroßvater Enguerrand I. de Boves (um 1042 – 1116) die Burg Coucy, die im 9. Jh. aus Holz errichtet worden war, zu Lehen bekommen. Seitdem nannte sich die Familie nach dem neuen Lehen „de Coucy“. Der Baron Enguerrand I. war eine ziemlich schillernde Gestalt, dessen Leben von seiner Liebe zu der Frau eines anderen Mannes beeinflusst war. Er hatte sich in Sibylle von Porcien, der Ehefrau des Grafen Gottfried von Namur, verliebt und ließ sich daraufhin von seiner eigenen Frau Ada von Marle, der Mutter seiner beiden Kinder Thomas und Beatrix scheiden, weil sie ihm angeblich untreu gewesen war. Unterstützt wurde er dabei vom Bischof von Laon. Er entführte Sibylle und heiratete sie, obwohl diese noch verheiratet war, zudem soll sie von einem anderen Mann schwanger gewesen sein. Um für seine Sünden zu büßen und dem Unwillen des Königs zu entkommen, nahm er am 1. Kreuzzug teil. Obwohl sein Sohn Thomas seinen Vater hasste und dessen Feinde unterstützte, zog er 1096 mit seinem Vater zusammen ins heilige Land. Enguerrand I. kämpfte wie ein Löwe. Als ihm während des Kampfes sein Banner zu Boden fiel und damit seine Männer ihn im Kampf nicht mehr erkennen konnten, soll er seinen roten Umhang mit weißen Streifen versehen an eine Lanze gebunden haben, um sie so wieder um sich zu scharren. So entstand das rot und weiß gestreifte und zusätzlich mit blauen Helmen erweiterte Wappen von Coucy.

Stammwappen derer von Coucy, http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Blason_Coucy-le-Chateau.svg&filetimestamp=20070828101940

Nach seinem Tod erbte sein Sohn Thomas (um 1073 – 1130), das Lehen, ein gefürchteter Raubritter, den man den „rasenden Wolf“ nannte. Dessen Sohn Enguerrand II. ( ? – 1149, Baron ab 1130) war ein friedlicherer Mann. Er kümmerte sich um die Ländereien und ließ eine Kapelle in der Burg errichten, deren Fundamente noch heute zu sehen sind, die ältesten Teile der Burgruine. Er war mit einer Cousine des französischen Königs, Ludwig VII., Agnès de Beaugency verheiratet. Eine Legende erzählt von einem Abenteuer, das er auf einer seiner zahlreichen Jagden erlebt haben soll.

Coucy-le-Château

In jenen lange zurücklegenden Tagen gab es im Wald von Prémontré einen Löwen, der die Umgebung in Angst und Schrecken versetzt hatte. Enguerrand II. konnte ihn erlegen und aus Dankbarkeit schickte der Prior von Nogent-sous-Coucy, auf dessen Grund und Boden, das Tier erlegt wurde, jedes Jahr am selben Tag seinen Pächter zum Herrn von Coucy. Der Benediktinermönch Dom Wyard beschrieb die Zeremonie – « cérémonie des rissoles », – in seiner »Histoire de l’Abbaye de Saint Vincent-à-Laon », bei der der Pächter auf einem Pferd mit kupierten Ohren und kupiertem Schwanz in Coucy dreimal um die Statue eines Löwen ritt, gefolgt von einem Hund, ebenfalls ohne Ohren und Schwanz, und dabei einen Sack mit Weizen und einen Korb mit Risolles trug, eine Mischung kleiner, im Roggenmehl gedrehter und anschließend im Öl gebackener Hackfleischstückchen. Nur wenn die Zeremonie ordnungsgemäß durchgeführt wurde und jedes Detail stimmte, erhielt er eine Urkunde und durfte zurückkehren, andernfalls gehörte er und alles was er mit sich führte dem Baron von Coucy. Enguerrand II. starb auf dem 2. Kreuzzug, der zwischen 1147 und 1149 stattfand.

Coucy-le-Château

Auch sein Sohn und Erbe, Raoul I. (um 1134 – 1191) zog ins Heilige Land. Er begleitete Richard Löwenherz, Philippe Auguste von Frankreich und den deutschen Kaisers Friedrich I. Barbarossa auf dem 3. Kreuzzug und fiel 1191 während der Belagerung von Saint-Jean d’Acre. Verheiratet war er mit Alix de Dreux, einer Enkelin des französischen Königs Ludwig VI., die ihm mehrere Kinder gebar. Der älteste Sohn, der nach dem Tod seines Vaters die Baronie übernahm, war jener Enguerrand III. (1182-1242), dessen stolzer Wahlspruch den Machtkampf zwischen den mächtigen Feudalherren und dem französischen König im Mittelalter symbolisiert.

Coucy-le-Château

Er wurde 1182 auf der Burg Coucy geboren, war also gerade erst neun Jahre alt, als sein Vater starb. 1214 nahm er an der Schlacht Bouvines teil, bei der das Heer des französischen Königs Philipps II. August den verbündeten Truppen der Engländer und der Welfen unter Führung des deutschen Kaisers Ottos IV. gegenüberstand. Die Franzosen siegten, der deutsche Kaiser musste nach Köln fliehen und starb nur wenige Jahre später, von seinen Fürsten entmachtet, der englische König John verdiente sich seinen Beinamen „ohne Land“, da er als Folge der Niederlage auf alle Territorien nördlich der Loire verzichten musste. Für den französischen König bedeutete der Sieg eine Festigung der Krongewalt gegenüber den mächtigen Vasallen seines Reiches. Enguerrand III. zeichnete sich in der Schlacht durch Tapferkeit und Mut aus. Er nahm danach noch am Kreuzzug gegen die Katharer teil. Zwischen 1200 und 1205 hatte er Mathilde von Sachsen, die Tochter des Welfen Herzogs Heinrich des Löwen und eine Enkelin des englischen Königs Heinrich II. geheiratet. Und da er über seine Mutter selbst mit dem französischen Königshaus der Karpetinger verwandt war, hatte er einen eigenen Machtanspruch. Um den auch nach außen zu demonstrieren, begann er ab 1225 mit dem Bau der mächtigen Burg, deren eindrucksvolle Ruinen wir besichtigen wollten. Auf der Westseite der Stadt Coucy entstand auf einem Hügel eine der mächtigsten Festungen Frankreichs mit einem viereckigen Grundriss und vier Türmen an den Ecken. In der Mitte dieser Anlage ließ der den größten Donjon des Mittelalters errichten, 50 m hoch mit 32 m Durchmesser.

Coucy-le-Château aus der Encyclopedia Britannica, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Drawing_of_Coucy_Castle.png

Als 1226 unerwartet der König Frankreichs, Ludwig VIII., starb, war der Thronfolger Ludwig IX. erst 12 Jahre alt. Die Regentschaft übernahm die Mutter des unmündigen Königs, Blanka von Kastilien. Enguerrand III. glaubte, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen war, endgültig die Vorherrschaft der großen Feudalherren, deren Anführer er war, vor dem Königtum zu verankern. Er plante den jungen König zu entführen und die Macht an sich zu reißen. Er konnte andere Feudalherren für seinen Plan begeistern, der jedoch misslang, da Blanka von Kastilien klüger und umsichtiger war, als die Verschwörer geglaubt hatten. Das schadete dem Ruf des mächtigen Barons de Coucy aber nicht. Er büßte nichts von seiner Macht ein und als er 1242 durch einen Unfall starb – er stürzte bei der Überquerung eines Baches vom Pferd und wurde vom eigenen Schwert durchbohrt – hinterließ er seinem Erben ein großes Vermögen und eine der größten Festungen Europas.

Tod des Enguerrand III de Coucy, http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Enguerrand_III_de_Coucy.jpg&filetimestamp=20081214210918

Sein Sohn und Nachfolger Raoul (? – 1250, Baron ab 1242) konnte sein Erbe aber nur wenige Jahre genießen. Er zog mit Ludwig IX., dem Heiligen, in den 6. Kreuzzug (1248 – 1250) und starb 1250 bei der Erstürmung der Stadt al-Mansura bei Straßenkämpfen mit den Kriegern der Mameluken. Nach ihm erbte sein jüngerer Bruder Enguerrand IV. (1228 – 1311) den Besitz. Er war ein arroganter und brutaler Mensch, der durch einen spektakulären Prozess in die Geschichte eingegangen ist. Als man drei flämische Adlige auf seinem Besitz aufgriff, die heimlich in den Wälder gejagt hatten, ließ er sie, ohne ein Gerichtsurteil abzuwarten, hängen. Enguerrand wurde zum Verhängnis, dass der königliche Connétable Gilles le Brun ein Verwandter der Opfer war und den Vorfall beim König meldete. Enguerrand wurde verhaftet und in den Louvre eingesperrt. Er hoffte bei Seinesgleichen milde beurteilt zu werden und bestand darauf, dass der Prozess vor einem Pairsgericht verhandelt werden sollte. Doch der Ludwig IX. hatte keine Lust seinem Vasallen nachzugeben, er ordnete einen Prozess an, bei dem er selbst den Vorsitz führte. Enguerrand wurde zunächst zum Tode verurteilt. Doch Ratgeber konnten den König dazu bewegen das Urteil abzumildern. Der Baron de Coucy musste zur Buße 10.000 Pariser Pfund an religiöse Einrichtungen zahlen und ein Kreuzzugsgelübde ablegen. Von diesem Gelübde kaufte er sich nach einer weiteren Zahlung von weiteren 12.000 Pfund frei, wofür er aber eigenes Land veräußern musste. 1310 starb er ohne einen Erben.

Coucy-le-Château

Das Château de Coucy gelangte in die Hände seines Neffen Enguerrand V. (? – 1321, Baron ab 1311), der Sohn seiner jüngeren Schwester Alix. Auf ihn folgte sein Sohn Guillaume I. (1288 – 1335), von dem nur wenig überliefert worden ist, und danach war dessen Sohn Enguerrand VI. (1313 – 1346) Herr auf der Burg, ein tapferer Krieger, der einer der jener 1500 französischen Ritter war, die am 26. August 1346 bei Crécy von englischen Langbogenschützen getötet wurden. Die Schlacht von Crécy markiert den Beginn des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich.

Coucy-le-Château

Enguerrands Sohn, Enguerrand VII. (1339 – 1397), war erst 7 Jahre alt, als sein Vater fiel. Drei Jahre später verlor er auch seine Mutter, die zusammen mit ihrem zweiten Mann ein Opfer der ersten großen Pestwelle wurde, die durch Europa zog. Mit 17 Jahren folgte er dem Beispiel seines Vaters und kämpfte für den französischen König in der Schlacht bei Maupertuis. Er erlebte, dass sein König Johann II., der Gute, von den Engländern gefangengenommen wurde. Deren Feldherr war Edward, der schwarze Prinz. Er war der älteste Sohn des englischen Königs Eduard III. und bestimmte als erfolgreicher Heerführer die Frühphase des Hundertjährigen Krieges. Seinen Namen verdankte er seiner schwarzen Rüstung, die man heute noch in der Kathedrale von Canterbury besichtigen kann. 1356 war er mit seinem Heer auf dem Rückweg nach Bordeaux, als er von Johann II. Heer bei Poitiers gestellt wurde. Die Engländer verhandelten und boten im Austausch für einen freien Abzug einen siebenjährigen Waffenstillstand an. Doch Johann II. war siegesgewiss und wollte kämpfen. Eine fatale Entscheidung, denn das französische Heer wurde von den Engländern in eine Falle gelockt und vernichtend geschlagen. Die Engländer hatten eine Flucht vorgetäuscht und so die Franzosen zu einem ungeordneten Angriff auf einem von Hecken gesäumten Weg verleitet, wo sie eine leichte Beute der englischen Bogenschützen wurden. Neben Johann II. geriet auch dessen Sohn, der 14-jährigen Philipp, in Gefangenschaft. Erst nach dem Frieden von Brétigny 1360 wurde er aus der Haft befreit, nachdem ein Lösegeld von 400.000 Ecu gezahlt worden war und die Engländer die Gascogne, das Limousin, Calais und weitere Gebiete im Norden und Westen Frankreichs erhalten hatten.

Gefangennahme von Johann II, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Capture_Jean_II.jpg

Die Franzosen stellten eine Gruppe von 40 Adligen zusammen, die aus den wichtigsten Familien Frankreichs stammten, die als Geiseln nach England gebracht wurden, um sicherzustellen, dass die Bedingungen des Friedensvertragen eingehalten wurden und kein neuer Konflikt ausbrach. Enguerrand VII. gehört dazu. Er traf in London Eduard III., den der französische Adlige beeindruckte. Er entschloss sich ihn auf seine Seite zu bringen und erstattete ihm alle englischen Besitzungen zurück, die einst seine Urgroßmutter, Christine de Lindsay, mit in das Haus de Coucy gebracht hatte, die aber im Laufe des Hundertjährigen Krieges beschlagnahmt worden waren, ließ ihn frei und gab ihm seine Tochter Isabella zur Frau. Enguerrand und Isabella heirateten am 27. Juli 1365 auf Windsor Castle und reisten dann nach Coucy.

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Als der Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England erneut aufflackerten stand der Baron de Coucy als Vasall des französischen Königs Karls V. und Schwiegersohn des englischen Königs zwischen den Fronten. Er entschied sich nicht an den Kämpfen teilzunehmen und versuchte stattdessen mit einer kleinen Truppe im Elsass eigene Gebietsansprüche durchzusetzen, eine Unternehmung die allerdings nicht von Erfolg gekrönt wurde. Als sein Schwiegervater 1377 starb, stellte sich Enguerrand wieder an die Seite Frankreichs, nahm aber den ihm angebotenen Posten des Connétable von Frankreich nicht an. Er ließ bedeutende Aus- und Umbauarbeiten an der Burg Coucy durchführen und kämpfte im Laufe seines weiteren Lebens in Flandern und Italien, war an Landungsunternehmungen in England beteiligt, nahm an einer militärischen Unternehmung gegen die Berberpiraten in Nordafrika teil und organisierte zusammen mit dem deutschen Kaiser Sigismund von Luxemburg eine Strafexpedition gegen die Türken. Die christlichen Armeen wurden aber am 28. September 1396 in der Schlacht bei Nicopolis vernichtend geschlagen. Enguerrand VII. geriet in Gefangenschaft und wurde nach Bursa gebracht. Dort erkrankte er, bevor Lösegeld für ihn gezahlt werden konnte, und starb 1397.

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Da er keinen männlichen Erben hatte, erbte seine älteste Tochter Marie de Coucy die Baronie, die sie 1400 an den Herzog von Orléans ((1372 – 1407), Ludwig von Valois, verkaufte. Ludwig ließ die begonnen Umbaumaßnahmen Enguerrands zu Ende führen und baute Coucy, das eine wichtige militärische Rolle innerhalb der Verteidigungslinie nördlich von Paris spielte, zu einer der prunkvollsten Residenzen Frankreichs aus. Ludwig war der Bruder des französischen Königs Karl VI., der von 1392 ab an schubweisen Zuständen geistiger Verwirrung litt. Die Regierungsmacht wurde vom Regentschaftsrat ausgeübt, der aus den Onkeln des Königs bestand. Das wichtigste Mitglied war der Herzog Philipp der Kühne von Burgund. Nach dessen Tod kam es zum Machtkampf zwischen dessen Sohn und Nachfolger Johann Ohnefurcht und Ludwig, der von der Königin, die vermutlich auch seine Geliebte war, unterstützt wurde. Um seine Machtposition am Hof zu festigen, ließ Ende November 1407 Johann Ohnefurcht seinen Rivalen Ludwig durch Meuchelmörder auf offener Straße niederstechen. Coucy wurde in der Folgezeit zum Streitobjekt, mehrfach belagert, eingenommen und besetzt und wechselte immer wieder den Besitzer.

Zeichnung aus der Beschreibung des Château de Coucy von Eugène Viollet le Duc, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Description_du_chateau_de_coucy_Figure_00.png

Als der Gouverneur von Coucy 1652 die Übergabe der Burg verweigerte, weil er seine ererbten Feudalrechte nicht an einen absolutistischen König abtreten wollte, sprengten Truppen des Kardinals Mazarin, die Tore der Burg und Vorburg und die Mantelmauern des Donjons. Die große Zeit der Festung war endgültig zu Ende. Sie diente als Steinbruch, wurde später zum Gefängnis und dann als Altenheim genutzt. Doch immer noch bildeten die Ruinen des mächtigen Donjons eine eindrucksvolle Kulisse über dem kleinen Ort mit seiner Stadtmauer. So war es kein Wunder, dass man im 19. Jh. den historischen Wert dieser mittelalterlichen Burgruine erkannte. 1856 wurde sie von Viollet-le-Duc restauriert, der Donjon und Teile der Außenwerke wurden wiederhergestellt.

Coucy-le-Château

Man könnte den Donjon heute noch bewundern, wenn Coucy nicht im Laufe des I. Weltkrieges in der Nähe der Frontlinie gelegen hätte. Dieser Teil der Geschichte der Burg beschäftigte uns noch, als wir längst wieder im Auto saßen und Richtung Osten nach Hause fuhren. 1917 beschloss das deutsche Heereskommando, obwohl es zahlreiche Proteste deutscher und ausländischer Historiker gegeben und sogar der bayerischen Kronprinz Rupprecht sich für die Burg eingesetzt hatte, die Sprengung des Donjons. Am 27. März 1917 wurden 28 Tonnen Dynamit im Turm verteilt und gezündet. Die Sprengmeister arbeiteten leider mit der sprichwörtlichen deutschen Perfektion. Es ist nur noch ein großer Schutthaufen von dem Donjon übriggeblieben – ein Symbol für die Sinnlosigkeit und die Verbrechen des Krieges. Die Sprengung diente keinem militärischen Zweck, sie sollte nur die Bevölkerung demütigen. Ein wunderbares architektonisches Zeugnis einer langen Geschichte ist zerstört worden und das ist ein Verlust nicht nur für die Franzosen. Auch andere Teile der Kernburg wurden durch die Sprengung schwer beschädigt, vor allem die äußere Ringmauer und die vier Türme an den Flanken.

Coucy-le-Château Coucy-le-Château

Coucy-le-Château Coucy-le-Château

So führte uns unsere Besichtigung durch eine Ruine und wir benötigten viel Phantasie, um uns vorstellen zu können, wo einst die Gebäude des Gesindes an den Schutzmauern des Gesindehofes standen, wie hoch sich einst der Tour de Artillerie am Eingang der Burg erhoben hatte und wie wohl die Kapelle ausgesehen hatte. Trotzdem beeindruckten uns die Ausmaße der Anlage und uns bot sich eine weite Sicht auf die Landschaft rund um die Burg. Wie auf jeder Besichtigung einer Ruine genoss ich es die Pflanzen zu fotografieren, die auf dem Mauern, zwischen den Steinen einen Platz zum Wachsen gefunden haben. Insekten suchten in den Blumen auch noch im Herbst nach Nektar. Ein Taubenschwänzchen, ein Schmetterling aus der Familie der Schwärmer, fiel mir besonders ins Auge. Man kann die auffallenden Schmetterlinge fast überall in Europa finden. Ihr Flugverhalten ähnelt dem eines Kolibris, weshalb man die Taubenschwänzchen auch Kolibrischwärmer nennt. Es war ein schöner Abschluss unseres Urlaubs, auch wenn mich die deutsche Beteiligung an der Zerstörung des Château de Coucy nachdenklich machte, aber so hatten mein Mann und ich noch viel Gesprächsstoff für unseren Heimweg.

Taubenschwänzchen

Wir hatten Glück, ohne Stau und ohne eine Panne kamen wir gesund und munter zu Hause an, ein bisschen traurig weil wir nun in den Alltag zurückkehrten aber voller Geschichten und Bilder aus einem wirklich schönen Urlaub, dessen besondere Höhepunkte natürlich die zehn weißen Bären waren, die die Eckpunkte unserer Rundreise durch Frankreich gebildet hatten.

Eisbär Olaf im Zoo d'Amnéville Eisbär Tromsö im Zoo d'Amnéville

Eisbär Jurij im Parc zoologique et botanique de Mulhouse Eisbärin Tina im Parc zoologique et botanique de Mulhouse

Eisbärin Hallensia in der Safari de Peaugres Eisbärin Teddy in der Safari de Peaugres

Eisbär Jonny in der Safari de Peaugres Nanouk im Zoo La Flèche

Eisbärin Tania im Zoo de La Palmyre Eisbär Moni im Zoo de La Palmyre

Die Informationen habe ich hier gefunden:

http://www.burgenkunde.de/Ausstellung%20Franzoesische%20Donjons/coucy/index_Coucy_Geschichte_ger.htm
http://www.burgenkunde.de/Ausstellung%20Franzoesische%20Donjons/coucy/Coucy_Dynastie_Enguerrand_ger.htm
http://fr.wikisource.org/wiki/Description_du_ch%C3%A2teau_de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_I._de_Coucy
http://fr.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_Ier_de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_de_Coucy
http://fr.wikipedia.org/wiki/Thomas_de_Marle
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_II._de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_I._de_Coucy
http://fr.wikipedia.org/wiki/Raoul_Ier_de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_III._de_Coucy
http://fr.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_III_de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Raoul_II._de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_IV._de_Coucy
http://fr.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_IV_de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_VI._de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Enguerrand_VII._de_Coucy
http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_II._%28Frankreich%29
http://de.wikipedia.org/wiki/Edward_of_Woodstock
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Maupertuis
http://de.wikipedia.org/wiki/Friede_von_Br%C3%A9tigny

Die Gesellschaft für Internationale Burgenkunde e.V., Aachen hat vor einigen Jahren ein Modell der Kernburg von Coucy erstellt, das die Burg im Jahre 1339, während des Hundertjährigen Krieges zeigt, als sie erfolgreich einer Belagerung durch die Engländer widersteht. Hier sind Bilder davon:

http://www.burgenkunde.de/Ausstellung%20Franzoesische%20Donjons/coucy/Modell_Donjon_von_Coucy_ger1.htm

Mehr Bilder aus Coucy-le-Château: http://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157624621705192/show/