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Ich wachte bei schönem Wetter auf und ging als erstes hinüber zu unserer Mont-Saint-Michel Aussicht, um nachzuschauen, wie die Insel im Morgengrauen aussah. Es war wieder diesig und ein leichter Dunstschleier umhüllte den Berg mit der Kirche. Kein gutes Licht zum Fotografieren. Nach dem Frühstück rollten wir vom Campingplatz, parkten unser Wohnmobil aber gleich wieder auf einem Parkplatz und gingen zu den Informationstafeln hinüber, die darüber berichteten, wie man den Plan aus dem Klosterberg wieder eine richtige Insel zu machen, in die Tat umsetzt.

Le Mont-Saint-Michel

Während man an anderen Orten auf der Welt Deiche baut, um dem steigenden Meeresspiegel Herr zu werden, hat man hier in der Bucht des Mont-Saint-Michel das entgegen gesetzte Problem. Die Bucht droht zu verlanden. Schuld daran sind die Deich und Dammbauten, die den Rückfluss der Sedimente bei Ebbe verhindern. Fast eine Million Kubikmeter Sand und Schlick lagern sich jährlich in der Bucht ab. Man bräuchte 100.000 Lastwagenladungen, um die Ablagerungen abzutranportieren. Salzpflanzen wachsen auf den Flächen, die nur selten vom Wasser bedeckt sind zu dicken Teppichen heran, auf denen Schafe weiden. Wenn man nichts dagegen unternehmen würde, stände der Mont-Saint-Michel bald mitten in grünen Wiesen.

Le Mont-Saint-Michel

Le Mont-Saint-Michel

Ende des 20. Jh. fasste man den Plan, aus dem Mont-Saint-Michel wieder eine Insel zu machen. Am 16. Juni 2006 begann man mit den Bauarbeiten an einem Gezeitendamm an der Mündung des Couesnon und im September 2009 konnte der seine Arbeit beginnen. Acht Schleusentore erlauben es dem Meerwasser bei Flut in den Fluss hineinzufließen, dann werden sie für etwa sechs Stunden geschlossen, damit das Wasser bei Ebbe mit gehörigem Druck abgelassen werden kann und nach dem Prinzip einer Toilettenspülung Sand und Sedimente aus der Bucht getragen werden. So soll der Mont-Saint-Michel statt an nur 50 Tagen im Jahr in Zukunft an 150 Tagen ganz vom Meer umspült sein.

Beim Mont-Saint-Michel Beeim Mont-Saint-Michel

Beim Mont-Saint-Michel Beim Mont-Saint-Michel

35 Millionen Euro hat dieser Damm gekostet, insgesamt sollen die Baumaßnahmen 220 Millionen Euro kosten. Ob das Geld reicht, ist fraglich, immerhin waren die Kosten dafür zu Beginn der konkreten Planung 1999 mit 72 Millionen Euro angesetzt worden. Bis 2045 sollen 70 cm Schlick abgetragen werden und das Meer soll rund 50 ha Fläche zurückgewinnen. Man plant den Straßendamm durch eine schlanke Stelzen-Brücke zu ersetzen, auf der die Besucher mit Shuttle Bussen zum Mont-Saint-Michel gebracht werden sollen. Die eingedeichten Parkplätze vor der Insel werden verschwinden. Nur noch Fußgänger können sich dann neben den Bussen auf den Weg hinüber zur Insel machen. Natürlich gab es auch hier Widerspruch gegen die Pläne. Die einen finden die hohen Kosten in schwierigen Zeiten nicht gerechtfertigt, die anderen sorgen sich um ihre Einnahmequellen. Die Schafzüchter der berühmten Salzweidelämmer, die hier in der Bucht grasen, haben Angst, dass für sie nicht mehr genug Weideflächen zur Verfügung stehen, wenn das Projekt erfolgreich ist.

Le Mont-Saint-Michel

Ich wäre ja jetzt gerne noch einmal zum Mont-Saint-Michel hinübergegangen, aber mein Mann hatte keine Lust sich dem Trubel zu stellen. So kam der eine Urlaubstag, den ich zu vermeiden suche, der aber manchmal eben unvermeidlich ist. Wir wussten nicht so recht, was wir uns als nächstes anschauen sollten. Wir fuhren los und diskutierten während der Fahrt, wo wir denn noch anhalten sollten. Wir waren schon oft diesen Weg gefahren und es gab wenig, was wir noch nicht gesehen hatten. Hinzukam, dass jetzt Anfang Oktober eine Menge Sehenswürdigkeiten nur noch am Wochenende geöffnet waren. Dazu gehörte der Zoo in Champrepus, den wir gerne noch einmal besucht hätten. Wir waren im Juni 2004 in dem kleinen Tiergarten in der Nähe von Grandville, der mit vielen Pflanzen wie ein Park gestaltet ist.

Katas im Jardin zoologique de Champrepus Kamele im Jardin zoologique de Champrepus />

Rotschulterente im Jardin zoologique de Champrepus Schmutzgeier im Jardin zoologique de Champrepus

Schließlich entschlossen wir uns im Zoo von Jurques vorbeizufahren. Auch dort waren wir 2005 schon einmal und hatten besonders viel Freude an den vielen Raubkatzen und Papgeien gehabt, die man hier beobachten kann. Doch auf dem Parkplatz mussten wir feststellen, dass auch dieser Tierpark nur am Wochenende geöffnet hatte. Also fuhren wir zielstrebig in Richtung Caen. Es wurde schließlich langsam Zeit, den Senf, die Salatsoße, den Käse und diverse andere Lebensmittel einzukaufen, die wir jedes Mal aus Frankreich mit nach Hause nehmen, um dort noch ein paar Wochen, den Urlaub schmecken zu können. Und am Rand von Caen kannten wir einen großen Supermarkt, der alle unsere Wünsche befriedigen konnte. Wir hatten ihn allerdings aus einem Grund in sehr schlechter Erinnerung. Hier waren wir nämlich zweimal in einen ziemlich nervtötenden Stau gelandet. Dieses Mal hatten wir Glück. Wir konnten in Ruhe einkaufen, unsere Beute im Auto verstauen und ohne Verzögerung weiter Richtung Meer rollen. Wir wollten unser Glück nicht überbeanspruchen und einen Umweg über die durchaus sehenswerte Innenstadt von Caen machen, nur um dort zuerst ewig einen Parkplatz für unser hohes Auto suchen zu müssen und dann im Feierabendverkehr zu landen.

Afrikanischer Löwe im Zoo de Jurques Luchse im Zoo de Jurques

Schneeleopard im Zoo de Jurques Puma im Zoo de Jurques

Der erste Campingplatz an der Côte Fleurie den wir ansteuerten, lag oben auf einem Hügel mit einem herrlichen Blick auf, aber keinem Weg zum Meer und vor allem niemanden an der Rezeption, der sich um uns kümmerte und auch keinem Hinweis, was man in so einem Fall machen sollte. Wir entschlossen uns zu einem anderen Platz zu fahren, der direkt hinter dem Strand und näher an einem Ort lag. So landeten wir in Merville-Franceville-Plage auf dem Campingplatz Oasis und konnten unser Wohnmobil direkt hinter dem Strand mit einem „unverbaubaren“ Meerblick abstellen.

Merville-Franceville-Plage

Wir konnten eine wirklich sensationelle Aussicht auf den immer breiter werdenden Strand genießen, auf dem Jogger und Spaziergänger unterwegs waren und Reiter durch die Wellen galoppierten. Zwei Sulkys umgeben von einer Gruppe ungesattelter Pferde an der Longe folgten ihnen. Für uns war es ein ungewöhnlicher Anblick, für die Normandie ist es dagegen Alltag. Allein im Departement Calvados gibt es über 1300 Gestüte, die Pferde züchten, und acht Rennplätze, in denen rund 120 Rennen pro Saison veranstaltet werden. Im Nachbarort von Merville-Franceville-Plage, in Cabourg, befindet sich eine Trabrennbahn und im nicht weitentfernt liegenden Deauville kommen jedes Jahr zum „Vente de Yearlings“, dem Markt der Einjähringen, im August Käufer aus aller Welt.

Merville-Franceville-Plage Merville-Franceville-Plage

Merville-Franceville-Plage Merville-Franceville-Plage

Während wir hinaus aufs Meer schauten, erinnerten wir uns an unseren ersten Urlaub 1984 in der Normandie. Damals war der D-Day, die Landung der Alliierten in der Normandie im 2. Weltkrieg, gerade 40 Jahre vergangen und das wurde in der Normandie gerade überall gefeiert. Wir hatten bevor wir losgefahren waren, den Film „Der längste Tag“ angeschaut und ich war seltsam berührt davon, dass die Originalschauplätze alle genauso aussahen, wie sie im Film gezeigt wurden.

Merville-Franceville-Plage

Wir haben 1984 einen Teil der Erinnerungsstätten entlang der Landungsküste besucht und sind auch später noch ein paar Mal hier gewesen und dabei nach und nach so ziemlich alle Museen, Soldatenfriedhöfe und Gedenkstätten angeschaut, die sich mit dem 2. Weltkrieg befassen. Ich besichtige diese Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg immer mit sehr gemischten Gefühlen. Einerseits interessieren mich die historischen und technischen Details und einige der Museen und Aus-stellungen sind sehr gut aufgebaut und setzen sich sehr differenziert und einfühlsam mit der Geschichte des 2. Weltkriegs auseinander. Hier muss man besonders das Le Mémorial de Caen hervorheben, dass sich nicht nur mit der Landung in der Normandie befasst, sondern auch den vielen anderen militärischen Konflikten, die es danach noch gegeben hat, Raum gibt und sich kritisch damit auseinandersetzt. Und letztendlich erzählen auch die Burgen wie Fougères oder Castelnaud und die Befestigungsanlagen der Städte wie die von Saint-Malo und des Mont-Saint-Michel von Krieg, Gewalt und Leid, das den Menschen angetan wurde, auch wenn sie uns heute romantisch erscheinen. Doch andererseits fühle ich mich als Deutsche von den Ereignissen im 2. Weltkrieg anders betroffen. Ich fotografiere nur ganz selten die Überbleibsel des 2. Weltkriegs. So gibt es in meinen Fotoalben keine Bilder von den Bunkern und Geschützstellungen, deren massive Betonwände trotz der Einschläge von Bomben und Granaten wohl noch lange zu sehen sein werden.

Foto: Neizham, http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Batterie_de_Merville.jpg

Hier in Merville kann man die Überreste einer deutschen Artilleriebatterie besichtigen. Sie lag nur zwei Kilometer von dem Strandabschnitt Sword entfernt, an dem 6. Juni 1944 30.000 Soldaten landeten. Deshalb stellte sie eine Gefahr für die Landungstruppen dar. Sie wurde kurz vor der Landung in der Nacht vom 5. Juni auf dem 6. Juni 1944 von einem britischen Luftlandebataillon angegriffen. Heute kann man sie besichtigen. In einer Kasematte kann man eine Multimedia Präsentation über die Ereignisse während der Landung der Alliierten anschauen. Seit 2007 weht auch eine deutsche Fahne an der Batterie und ein Gedenkstein erinnert an alle Soldaten, die hier gefallen sind. Im Internet kann man den persönlichen Bericht von Raimund Steiner nachlesen, wie er als Soldat der deutschen Armee dem Angriff in dieser Nacht erlebt hat. Und es gibt verschiedene Berichte aus Sicht der Allierten. Hier ist einer davon.

Merville-Franceville-Plage Merville-Franceville-Plage

Merville-Franceville-Plage Merville-Franceville-Plage

Wir machten einen langen Spaziergang am Strand entlang hinüber zur Orne Mündung. Es war kaum etwas los, in dem Badeort, die kleinen Restaurants an der Strandpromenade hatten fast alle geschlossen, die Fensterläden der Häuser, die im Sommer von Urlaubern bewohnt werden waren zugeklappt. Wir genossen Wind und Sonne, sammelten ein paar Muscheln als Urlaubserinnerung und kletterten dann doch noch ziemlich zufrieden in unser Auto. Obwohl wir an diesem Tag nicht so recht gewusst hatten, was wir machen sollten, waren wir durch Zufall genau auf dem richtigen Campingplatz gelandet, um daraus am Ende einen schönen Tag zu machen. Wir hatten uns in Caen mit den notwendigen Zutaten für ein richtig leckeres Abendessen mit Entenbrust, Spinat und Pommes Risolettes versorgt. Dazu gab es einen guten Rotwein von der Loire. Wir schauten hinaus aufs Meer, beobachteten große Schiffe, die den Hafen von Ouistreham verließen. Die Sonne ging unter – leider nicht über dem Meer – und wir schmökerten in unserer Urlaubslektüre und bald kletterten wir ins Bett.

Merville-Franceville-Plage

Die Informationen habe ich hier gefunden:

vom Rettungsprojekt für den Mont-Saint-Michel
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,650216,00.html
http://www.welt.de/reise/article1105671/Der_Mont_Saint_Michel_bekommt_das_Meer_zurueck.html
http://www.sueddeutsche.de/reise/mont-saint-michel-in-frankreich-ein-berg-wird-wieder-insel-1.44703
http://www.n-tv.de/reise/Moenchsberg-soll-wieder-Insel-werden-article665522.html
http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/euroblick/euroblick-2010-05-16-frankreich-mont-saint-michel-ID1273918862315.xml
http://www.sueddeutsche.de/reise/mont-saint-michel-das-prinzip-toilettenspuelung-1.241443

die Homepage des Jardin zoologique de Champrepus :
http://www.zoo-champrepus.com/index.htm

die Homepage des Zoo de Jurques :
http://www.zoodejurques.fr/

von Merville-Franceville-Plage:
http://www.mairie-mervillefranceville.fr/decouvrir-merville-franceville/edito.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Merville-Franceville-Plage

Batterie de Merville


http://fr.wikipedia.org/wiki/Merville-Franceville-Plage
http://fr.wikipedia.org/wiki/Batterie_de_Merville
http://de.wikipedia.org/wiki/Artilleriebatterie_bei_Merville
http://www.1940.co.uk/history/article/merville/merville.htm
http://www.deauville.org/fr/pagemodelesat.php?idpage=261
http://www.chevaux-normandie.com/pole_competitivite/excellence_filiere_pole_competitivite_cheval.htm

DuMont Richtig Reisen, Normandie, 2002
Reise Know-How, Normandi, 2001

Mehr Bilder vom:

Morgen beim Mont-Saint-Michel und von Merville-Franceville-Plage

und von

dem Jardin zoologique de Champrepus von 2004
und
dem Zoo de Jurques aus 2005