Der Morgen des vierten Urlaubstags begann mit bedecktem Himmel und so machten wir langsam, um dem Wetter eine Chance zu geben sich zu bessern. Trotzdem waren wir einer der ersten, die ihr Auto auf dem Parkplatz des Parc zoologique et botanique de Mulhouse, des zoologische und botanische Garten von Mulhouse, abstellten. Auf dem Platz vor dem gerade eröffneten, neuen Eingangsgebäude war noch eine Baustelle und auch die Technik im Innern des Gebäudes funktionierte noch nicht so ganz. So konnten wir an der Kasse nicht mit der Kreditkarte bezahlen und mussten unser letztes Bargeld zusammenkratzen, um uns Eintrittskarten kaufen zu können. Der Eintrittspreis ist glücklicherweise nicht hoch. Die Eintrittskarte kostet nur 10 € pro Person und wir mussten sogar nur 8 € bezahlen, weil wir auf dem Campingplatz von Mulhouse übernachtet hatten. Trotzdem waren wir nun ganz knapp bei Kasse und konnten uns keinen Zooführer mehr leisten.
Nur ein paar Schritte hinter dem Eingang, hatten wir den Lärm der Baustelle am Eingang vergessen. Es waren nur wenige Besucher im Zoo und herrlich ruhig, nur der Gesang der Gibbons, das Heulen der Wölfe und das Brüllen des Löwenmannes war zu hören. Die Blüten der Hortensien erinnerten noch an den Sommer, aber die sich bunt färbenden Blätter der Bäume zeigten, dass es langsam Herbst wurde.
Unser erstes Ziel war – wie sollte es anders sein – die Anlage der Eisbären. Die liegt nicht weit vom Eingang entfernt und so standen wir bald davor und konnten Tina und Jurij beim Schlafen beobachten.
Die Eisbärenanlage in Mulhouse stammt aus dem Jahr 1974 und ist zu klein und veraltet, das wissen auch die Verantwortlichen des Zoos. Der Zoo informiert auf seiner Interseite über die geplanten Renovierungsarbeiten und ein Schild am Gehege wirbt um Sponsoren, die bei der Finanzierung der Baumaßnahmen helfen sollen.
Der männliche Eisbär Jurij wurde am 6.12.1984 in Karlsruhe geboren, kam 1985 in den Zoo Berlin und im Februar 1988 nach Mulhouse.
Seine Partnerin Tina wurde 1985 in der Wildnis in Russland geboren und kam vermutlich im Februar 1987 in den Zoo. Nachwuchs hatten die Beiden nie.
Die zwei Eisbären machten an dem Tag, als wir im Zoo waren, einen ziemlich faulen Eindruck. Zuerst lagen sie einfach nur da und schliefen und riskierten nur ab und zu ein Auge, wer denn da so zu Besuch gekommen war. Auch der Pfleger, der die putzigen Kurzkrallenotter im Nachbargehege fütterte, konnte sie nicht aus der Ruhe bringen.
Ihr Nachbar, die betagte Braunbärin Gilberte, deren Gehege auch bald renoviert werden soll, war da schon munterer. Da es nicht so aussah, dass die Beiden gleich aufwachen würden, machten wir zunächst einen Rundgang durch den Zoo.
Als wir nach unserer Zoorunde ein zweites Mal vor dem Gehege standen, hatten sie sich zwar etwas anders positioniert, schliefen aber immer noch. Doch dann schien Tina wach zu werden. Sie hob den Kopf, schaute interessiert zu uns herüber und stand auf. Sie kletterte langsam zum Wassergraben hinunter und schwamm ruhig ihre Bahnen zur Körperertüchtigung. Dabei schob sie das zahlreiche Spielzeug, das im Wasser schwamm immer wieder hin und her, ohne weiter Notiz davon zu nehmen.
Ich ging die Treppen hinunter um sie dabei auf Höhe der Wasserfläche beobachten zu können, obwohl die Scheiben der Bullaugen beschlagen waren, wodurch das Fotografieren schwierig war.
Nach einiger Zeit entschied sich dann auch Jurij, dass es an der Zeit war die Glieder ein wenig zu strecken. Er schaute an der offenen Tür zum Innengehege nach, ob es dort etwas Interessantes gab. Vermutlich hatte er den Tierpfleger gehört, der im Innern des Gebäudes arbeitete. Als er feststellte, dass es noch nicht Zeit für die Fütterung war, die um 15:30 stattfinden sollte, legte er sich wieder hin. Dabei schien er extra für meine Kamera besonders attraktive Posen auszuprobieren.
Mir haben die beiden Bären besonders gut gefallen. Auch wenn Tina einen dicken Knubbel auf der Nase hat, finde ich, dass sie ein besonders hübsches Gesicht hat. Den Knubbel hat sie übrigens schon lange, denn auch auf den Plakaten am Gehege ist er zu sehen.
Und Jurij ist wirklich ein stattlicher Eisbär.
Wir blieben eine ganze Zeit bei den Beiden stehen, wollten aber nicht bis zur Fütterung warten, weil wir noch bis Dijon fahren wollten. So gingen wir mit einem Umweg an der Löwenanlage vorbei zurück zu unserem Auto, um weiterzufahren.
Von den Löwen und den anderen Tieren des Zoos erzähle ich in der Fortsetzung, die bald folgt.
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Jurij, der aufsteht,
Jurij, der sich wieder hinlegt,
Tina und
den Ottern