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Rocamadour

Rocamadour, ein alter Wallfahrtsort, liegt malerisch am rechten Ufer des Alzou. Die Häuser des Ortes scheinen an dem 150 m hohen Steilfelsen förmlich zu kleben. Dabei symbolisiert die Lage der Häuser perfekt die Ständegesellschaft, die vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution die hierarchisch Ordnung der Gesellschaft in Frankreich bestimmte. Unten in der Nähe des Flussufers stehen die Häuser der Bürger – des dritten Standes – hier lebten die Handwerker, Gastwirte und Händler, die sich um das leibliche Wohl der Pilger kümmerten. Heute reiht sich ein Souvenirgeschäft an das nächste, bieten Kunsthandwerker ihre Waren an und man kann in zahlreichen Restaurants einkehren. In der Mitte des Hanges befinden sich die Sanktuarien, sieben in einander verschachtelte Kirchen und Kapellen, die mit dem Ort durch die große Pilgertreppe verbunden sind. Hier sorgten die Mönche und Priester – der zweite Stand – für das Seelenheil der Pilger. Oben auf dem Felsen thronte die Burg, die im 14. Jh. errichtet worden war, um den Wallfahrtsort zu beschützen. Die Ritter, die hier lebten, gehörten zum Adel also zum 1. Stand.

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Es nieselte ein bisschen, als wir unser Auto oben auf dem Parkplatz in der Nähe des Châteaus abstellten. Von der Burg aus dem 14. Jh. sind nur die Befestigungsmauern erhalten geblieben. Das Gebäude, das sich heute oben auf dem Plateau am Rand des Abhangs erhebt ist die im 19. Jh. errichtete Residenz der Kaplane von Rocamadour.

Rocamadour

Wenn man von oben auf den Ort blickt fällt besonders das ehemalige Palais der Bischöfe von Tulle ins Auge. Ein im 14. Jh. errichtetes wehrhaftes Gebäude, das über den Felsen hinausragt. Es wurde im 19. Jh. von einem Schüler des berühmten französischen Kunsthistorikers Violett le Duc restauriert und sieht heute wieder so aus, wie in der Zeit, als hier illustere Pilger untergebracht wurden.

Rocamadour

Von hier oben führt ein Kreuzweg in Serpentinen hinunter zu den Kirchen, aber es gibt auch einen bequemeren Weg. Ein Aufzug bringt faule Touristen – zu denen wir diesmal gehörten – durch einen in den Felsen gegrabenen Schacht ganz ohne Anstrengung hinunter zum Tor, das der Eingang zum Place Saint Amadour ist.

Rocamadour

Seinen Namen verdankt Rocamadour dem Heiligen Amadour, dessen Identität bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte. Ein Chronist berichtet, dass man 1166, als für einen Bürger des Ortes, der an der Schwelle der Marienkapelle beerdigt werden sollte, eine Grube ausgehoben wurde, einen unverwesten Leichnam gefunden hat. Dieser wurde am Altar der Kapelle aufgebahrt und von den Gläubigen verehrt. Einer Legende nach soll es sich um den Zöllner Zachäus handeln, der im Lukas Evangelium erwähnt wird. Bei seinem Einzug in Jerusalem kehrte Jesus bei ihm ein und Zachäus wurde zum Jünger von Jesus. Nach der Kreuzigung von Jesus soll Zachäus zusammen mit seiner Frau der Heiligen Veronika nach Gallien geflohen sein und schließlich nach deren Tod als Einsiedler unter dem Namen Amator in Rocamadour gelebt haben. Er soll auch die Marienfigur der schwarzen Madonna, die bis heute in Chapelle Notre Dame verehrt wird, aus einem Baumstamm geschnitzt haben. In Wirklichkeit stammt die Holzskulptur wohl aus dem 12. Jh. und auch die Legende ist wohl in dieser Zeit entstanden. Sicher ist nur, dass der Tote ein Eremit war, dem der Felsen als Unterschlupf diente. Er war also ein Felsliebender – ein Roc amator – daraus entstand der Name des Ortes.

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Bis zur Reformation zog es Jahr für Jahr Tausende von Pilgern nach Rocamadour. An den Versöhnungstagen waren es bis zu 30.000 Pilger, die nach hier kamen um einen Ablass zu erhalten. Nicht alle kamen freiwillig. Es war seit dem 13. Jh. auch außerhalb Frankreichs vor allem in Holland üblich, dass auch weltliche Gerichte als Strafe eine Wallfahrt nach Rocamadour anordneten. Die Bußwallfahrer mussten nach ihrer Ankunft in Rocamadour ein Kleid aus einem rauen, groben Stoff anlegen und Ketten um Arme und Hals tragen. Dann mussten sie auf Knien die große Treppe der Via Sancta hinaufrutschen. Die hat 233 Stufen und die meisten Büßer sind wohl mit wunden, blutenden Knien oben bei den Kapellen angekommen. Vor dem Altar der Schwarzen Madonna erflehten sie Verzeihung, sie erhielten dann eine Bescheinigung und konnten ein Pilgerabzeichen aus Blei erwerben.

Rocamadour

Die größte der sieben Kirchen und Kapellen ist die romanische Basilika Saint Sauveur die vom 11. bis zum 13. Jh. erbaut wurde. Sie wurde direkt vor der Felswand errichtet, die eine der Mauern der Kirche bildet. Unter ihr liegt die Krypta Saint Amadour , in der man früher die sterblichen Überreste des Heiligen verehrte.

Rocamadour

Eine Treppe mit 25 Stufen führt vom Vorplatz hinauf zu der Kapelle Notre Dame, das ursprüngliche Gebäude wurde 1476 von einem Felsen begraben und danach im spätgotischen Stil wieder aufgebaut. Doch auch dieses Gotteshaus wurde während der Religionskriege zerstört. Der protestantische Hauptmann Bessonies nahm den Ort ein und legte ihn in Trümmer. Er wollte den immer noch vollständig erhaltenen Leichnam des legendären Heiligen verbrennen und ließ ihn anzünden. Der Leichnam verbrannte jedoch nicht, wütend zerschlug Bessonies ihn mit einem Hammer. Nur das Gnadenbild und eine in der Kapelle aufgehängte Glocke, die der Legende nach durch selbsttätiges Läuten Wunder ankündigte, blieben verschont. Die heutige Kapelle ist eine Rekonstruktion aus dem 19. Jh. Vollständig unter einem Felsvorsprung verborgen liegt die romanische Kapelle Saint Michel aus dem 12. bis 14. Jh.

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Wir schauten uns die Kirchen von außen an. und gingen dann langsam die lange Pilgertreppe hinunter zum eigentlichen Ort mit seinen Geschäften. Leider wurde das Wetter nicht besser, sondern der Himmel wurde immer dunkler. So war es richtig dämmrig, die als wir uns in einem der vielen Restaurants bei einem Crêpe und einer Tasse Kaffe ein Pause gönnten.

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Nach einem Spaziergang vorbei an den kleinen Andenkenläden wählten wir auch für den Weg nach oben die bequeme Variante, ein Aufzug brachte und hinauf zu dem Sanktuarien, ein zweiter wieder zurück zum Plateau, wo unser Auto auf uns wartete.

Rocamadour

Die Informationen habe ich hier gefunden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Rocamadour_%28Lot%29
Der grüne Reisführer, Auvergne Périgor
DuMont, Dordogne, Périgord, Quercy
Périgord, Dordogne, Limousin
Frankreich- der Südwesten
http://de.wikipedia.org/wiki/Zach%C3%A4us

Mehr Bilder von Rocamadour, gibt es hier:
http://www.flickr.com/photos/ullij/sets/72157623079255426/show/