Schlagwörter

, , , ,

So ganz ohne Tiere sollte unser dritter Urlaubstag, dann doch nicht verlaufen. Denn in Hunawihr wartete Meister Adebar auf uns.

Weißstorch im Storch- und Otterpark in Hunawihr

Der Weißstorch ist das Wahrzeichen des Elsass. Gérard Wey, der Vorsitzender des Vereins Aprécial, der sich für den Schutz des Storchs im Elsass und in Lothringen einsetzt, schätzt, dass bis zur Französischen Revolution um die 900 Storchenpaare im Elsass nisteten. Um 1870 wurden allein rund um Straßburg zwischen 80 und 90 Paare gezählt und in Colmar soll es ungefähr 40 Paare gegeben haben, die ihre bis zu 300 kg schweren Nester auf Dächern und Kaminen bauten.

Weißstorch im Storch- und Otterpark in Hunawihr

Doch die Eingriffe des Menschen in den Lebensraum der Störche führten dazu, dass sie in der ersten Hälfte des 20.Jh. langsam verschwanden. Bevor im 19. Jh. der Rhein reguliert und begradigt wurde, hatte der Fluss sich immer wieder ein neues Bett gesucht und dabei durch Überschwemmungen das Sumpfgebiet des Rheinvorlands geschaffen. Hier fanden die Störche ihre Nahrung. Der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft und Hochspannungsleitungen, die für die Vögel, deren Flügel eine Spannweite von zwei Meter haben, tödliche Fallen darstellen, taten ihr Übriges dazu. 1945 gab es noch 173 Paare im Jahr 1974 nur noch neun Paare.

Weißstorch im Storch- und Otterpark in Hunawihr Weißstorch im Storch- und Otterpark in Hunawihr Weißstorch im Storch- und Otterpark in Hunawihr

Um sie vor dem Aussterben zu bewahren wurden daraufhin im Elsass Auswilderungsgehege geschaffen. Der Biologe Dr. Alfred Schierer und der Ornithologe Jaques Renaud ließen Jungstörche aus Afrika und Spanien einführen, die sich in den Storchenparks und Aufzuchtstationen vermehrten. Eine davon ist das „Centre de réintroduction des cigognes et des loutres“, das „Zentrum für die Wiedereinführung der Störche und Otter“ in Hunawihr, das 1976 gegründet wurde.

Kuhreiher im Storch- und Otterpark in Hunawihr

Auf 5 ha kann man hier neben Störchen, Kuhreihern, Entenvögeln und Kormoranen auch Europäische Otter beobachten. Auch bei ihnen beteiligt sich der Park seit 1991 als erster in Frankreich an einem Wiederansiedlungsprogramm. Ein Teil der Aufzuchtstation für die Otter ist auch für die Besucher zugänglich. Er wird von einem Mitarbeiter des Parks überwacht, der die Otter beobachtet und die Besucher ermahnt, wenn die zu laut werden und die Tiere stören. Zwischen 1998 und 2000 wurden die ersten sechs Otter im Ried Centre Alsace, einem Naturschutzgebiet im Überschwemmungsgebiet zwischen Ill und Rhein, ausgewildert. Sie werden dort regelmäßig überwacht.

Ente im Storch- und Otterpark in Hunawihr Europäischer Fischotter im im Storch- und Otterpark in Hunawihr

Die Auswilderung der Störche ist mittlerweile schon Routine. Die Störche können im Park ihre Jungtiere ungestört großziehen, aus jedem Nest werden einige Eier entnommen und künstlich ausgebrütet. Die Jungvögel – im Frühjahr 2008 waren es rund 200 – leben dann drei Jahre lang in großen Gehegen unter menschlicher Aufsicht und verlieren dabei ihren Wandertrieb. Wenn sie dann freigelassen werden, bauen sie ihre Nester in den Dörfern rund um den Park und kommen im Herbst und Winter hierhin zurück, wo sie mit mehr als 45 Tonnen Fleisch pro Jahr durchgefüttert werden. Ihr Nachwuchs aber, der in der Freiheit aufwächst, macht sich im Winter wieder auf in den Süden nach Afrika. Von dieser langen, gefährlichen Reise kommen im nächsten Frühjahr nur 10% zurück. Sie sterben in Hochspannungsleitungen, werden gefangen oder erschossen und verdursten in den Wüsten Afrikas.

Heute gibt es wieder über 400 Storchenpaare im Elsass und der Bestand ist durch die Arbeit der Aufzuchtstationen gesichert.

Fischender Otter in Hunawihr Kuhreiger in Hunawhir

Da aber ein solcher Park finanziert werden muss, braucht er auch außerhalb der Monate April und Mai, wo die Aufzucht der Jungstörche beobachtet werden kann, eine Attraktion, die Besucher anlockt. In Hunawihr ist dies eine Vorführung von Tieren, die ihre Fischkünste beweisen dürfen. Eigentlich hatten wir sie uns gar nicht anschauen wollen, weil wir in erster Linie wegen der Otter in den Park gekommen waren. Doch da das „Spectacle d’Animaux pêcheurs“ nur ein paar Minuten nach unserer Ankunft im Park beginnen sollte, dachten wir es könne ja nicht schaden, sie sich einmal anzuschauen. Und das war eine gute Idee, denn sonst hätten wir wirklich etwas verpasst. Kormorane, Otter, Pinguine und eine ältere Seebärendame demonstrieren ihre Fähigkeiten in einem großen runden Becken. Sie bekommen lebende kleine Fische, die sie im Wasser verfolgen und erlegen, wobei durchaus auch der ein oder andere Fisch für einen der Kuhreiher abfällt, die am Rand des Becken auf ihre Chance warten. Auch ein Storch schaute vom Dach des „Stadions“, in dem die Vorstellung stattfindet, zu, ob es vielleicht für ihn etwas zu holen gab. Ein großer Teil der Störche und Kuhreiher des Parks leben frei im Park. Sie könnten wegfliegen, wenn sie wollten.

Fischender Kormoran mit einem Aal in Hunawihr

Der Höhepunkt der Vorstellung war ein Kormoran der kleine Aale fischte. Dabei musste sich der Vogel des Jahres 2010 richtig anstrengen, bis er die Fische herunterschlucken konnte.

Fischender Kormoran mit einem Aal in Hunawihr

Leider zog sich während unseres Besuches im Storch und Otterpark der Himmel langsam zu und als wir am Abend in Mulhouse auf dem Camping de l‘ Ill ankamen, fing es an zu regnen. So verzichteten wir auf den geplanten Abend-spaziergang durch die Stadt und genossen stattdessen einen faulen Abend im Wohnmobil.

Hunawihr

Meine Informationen habe ich hier gefunden:
http://www.cigogne-loutre.com/index.html
http://www.badische-zeitung.de/ratgeber/natur-umwelt/klappern-gehoert-zum-elsass–3708709.html
http://www.tierfotowettbewerb.ch/webfotos/reisen/PDF_reisen/Stoerche_elsass_08_web.pdf
http://vorort.bund.net/herbolzheim/storch/hunawihr.htm

Mehr Bilder gibt es hier:
vom Park
vom Spectacle
und vom Kormoran mit dem Aal unbedingt angucken!